Um den Titel mal gleich aufzuklären: Wir sitzen in Varanasi
fest, denn unser Zug hat (Trommelwirbel)… 21 Stunden Verspätung. Willkommen bei
den indischen Bahn :-D Patrick verbringt den Tag nur mit Fluchgesängen auf
unseren Zug, dabei können wir eigentlich froh sein dass genau dieser Zug jetzt
solche Späßchen macht, immerhin haben wir in unserer nächsten Station immer
noch 4 Tage um die Gegend zu erkunden, also ein bisschen Puffer. Da hätte es
echt schlimmer kommen können. Nervig ist es allemal, zumindest unsere
Hotelfiffis sind todesverwirrt wesshalb wir einchecken, auschecken um dann
wieder ein und auszuchecken…
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Treppen zum Ganges mit Bettlern |
Aber jetzt mal zu Varanasi. Unser Hotel Ganesha ist ein
buntes, sehr sauberes Haus im Süden von Varanasi, damit hatten wir also schon mal
Glück (ca 10 Euro pro Doppelzimmer is auch nicht sooo günstig). Am ersten Tag
gab es gleich Frühstück auf unserem Dachterrassenrestaurant, bei dem wir gleich
einen 50 jährigen Ammi namens Greg kennen lernten, der einen kleinen Israeli
namens Moriel im Schlepptau hatte. Die beiden wollten genauso wie wir mit einem
Boot auf dem Ganges schippern und sie die Ghats, die Treppen mit den Tempeln
etc die zum Ganges führen angucken, also haben wir uns zu einer kleinen
Reisegruppe zusammen getan. War auf jeden Fall eine kluge Entscheidung, denn
Greg hatte ziemlich Ahnung von den Plätzen und hat für uns den Führer gespielt :-)
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Nebeliges Varanasi |
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Ein Ghat |
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Buntes Getümmel und ich |
Das erste was man von Varanasi mitbekommt sind die Bettler.
Da Varanasi mit dem heiligen Ganges anscheinend ein Pilgerort für die Hindus
ist und die dann glaubensbedingte Almosen in Form von Reis an die Bettler
ausgeben, ist der ganze Platz voll von Kindern mit verfilzten Haaren,
aufgeschürften Gesichtern oder fehlenden Gliedmaßen, genauso wie von alten Menschen
und wie immer unzähligen Frauen mit noch mehr Babies im Arm. Alle haben
Silberschüsseln mit etwas Reis drin, die sie einem entgegenstrecken.
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Heilige Waschungen |
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Ein neues Boot wird geteert |
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Shiva als Gott des Tanzes tippe ich |
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Mata Ganga |
Der Nebel lichtet sich nur langsam, als wir vom Süden der
Stadt den Ganges hochlaufen und Varanasi zeigt sich wieder unglaublich indisch:
Gurus, spirituelle Führer mit weiß bemalten Gesichtern, langen Bärten und
orangen Klamotten laufen rum, Kühe, Hunde, Affen und Ziegen wo man nur
hinschaut, Blumenketten als Opfergabe liegen in der Gegend rum und werden
verkauft an den bunt bemalten Treppen zum Fluss. 500 Bakterien pro Liter darf
Wasser haben damit es als „zum Schwimmen noch sicher geeignet“ gilt. Der Ganges
hat 1,5 Millionen (!!!!) Bakterien pro Liter. Genau genommen gibt es im Ganges
stellen, an denen sich kein Sauerstoff mehr im Wasser befindet und durch die
Unmengen von Abwasser, Fäkalien von Mensch und Tier, Leichen, die hier
bestattet werden, Chemikalien und Müll wird der Fluss auch nicht besser.
Trotzdem ist der Ganges (eigentlich müsste es DIE Ganges heißen, schließlich
ist Ganga als Fluss die personifizierte Göttin, die damals vom Universum/Himmel
gefallen, von Shiva’s Haaren aufgefangen wurde und somit auf die Erde gelangen
konnte ohne diese zu zerschmettern. Wenn ich das richtig verstanden habe...), ein
heiliger Fluss im Hinduismus, der die Sünden wegwäscht und es somit deutlich
einfacher macht im nächsten Leben ein besseres Karma zu haben. Bei den
Versprechungen trotzdem viele Hindus der Kälte und der Seuchengefährdung und
baden, schwimmen und trinken teilweise vom Ganges. An vielen Ghats sieht man
die sonst so zugeknöpften Inder halbnackt, Männer wie Frauen, wie sie sich
zitternd im Ganges waschen. Während wir an den Stufen zum Ganges langlaufen
wollen natürliche viele Typen uns mit dem Boot rumfahren, teilweise für
unglaublich unverschämte Preise. In Indien gilt mal wieder: Bloß vorher
informieren, wie viel Sachen wirklich kosten sollten. Wir winken ab und sehen
auf einmal von weitem eine verrückte Ziege Bocksprünge machen auf den Treppen
und auf uns zurasen. Wie ein Hund springt sie na uns hoch und boxt uns –aber eher
spielerisch- mit dem Kopf. Wir brechen alle vier in Lachen aus, aber die Ziege
lässt sich nicht irritieren, springt erst an Patrick hoch, dann an mir, versucht
meinen Schal aufzuessen und teilt Kopfnüsse aus. Kichernd bringen wir uns in
Sicherheit, so ein verrücktes Vieh…
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Aaaaahh! |
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Da spastet sie auf uns zu |
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Und sucht meine Nähe |
Auch Bestattungen gibt es in Varanasi, und davon nicht zu
wenige. Die glücklichen, die sich die 5000 Rs (ca 70 Euro) für das spezielle
Holz leisten können, werden bei dem offiziellen Bestattungsghat mit Blumen und goldenen
Tüchern verbrannt und die Asche dann in den Ganges gestreut. Die nicht ganz so wohlhabenden
werden einfach so reingeworfen. Dass Menschen am Ufer des Ganges verbrannt werden
fand ich ehrlich gesagt überhaupt nicht schlimm und auch die Toten auf den
Holzstapeln brennen zu sehen war kein verstörendes Bild, ganz im Gegenteil, das
wirkte schon irgendwie richtig so. Was mich wirklich erschreckt hat war die
Masse an Leichen die verbrannt wurden. Das wirkte schon fast wie eine
Fließbandbestattung, eine Leiche in den Ganges tauchen, rausholen, neue Leiche
anzünden, nächste herbringen lassen, letzte wegschaffen, und so weiter. Auch
der Schmutz und die vielen Tiere die sich an dem Ghat gesammelt hatten
empfanden wir als unpassend oder unwürdig. Man muss fairerweise sagen, dass
Tiere im Hinduismus eine andere Rolle spielen und zumindest in der Religion
einen hohen Stellenwert haben. Ob es deshalb keinen stört? Und der Müll? Keine
Ahnung… Man sollte meinen, dass Sachen die einem heilig sind auch gepflegt
werden. Ich stelle mir Dreck und Müll und Tiere in einer Kirche vor….
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Bestattungen am Ganges |
Von den Bestattungsghats machen wir dann noch eine
Bootsfahrt als wir einen Bootsfahrer gefunden haben der nicht von jedem 5 Euro
verlangt sondern 4 Euro von uns allen zusammen für eine Stunde Boot fahren auf
dem Ganges. Greg kauft eine Opfergaben Kerze mit Blumen, die man auf den Ganges
schicken kann und als wir im Boot sind nimmt jeder von uns sie in die Hand,
wünscht sich etwas und gibt sie weiter, bis Greg sie dann auf den Fluss
schickt. Wir dürfen von hier auch Fotos von den Bestattungen machen (weit genug
weg) und unser Bootsmann fährt uns nochmal rauf und runter. Ein Boot
vollgestopft mit indischen Touristen kommt näher und alle starren wieder
begeistert, als Greg plötzlich aufspringt und in unserem kleinen, schaukelndem
Boot Bollywoodtänze nachmacht. Ein paar Inder starren mit offenem Mund, andere
kichern, ich verstecke mich unter meinem Schal. Wir sprechen über unsere
Länder, Moriel erzählt über Jerusalem, seine Heimatstadt, über die israelische
Armee und wieder einmal denke ich etwas betreten was für ein Paradies Deutschland
doch ist…

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Greg mit der Opfergabe |
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Moriel und ich |
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Patrick bei unserer Bootstour |
Man muss sagen, dass der Charme von Varanasi um diese
Jahreszeit wirklich getrübt ist, der verdammte Nebel dämpft die Farben und von
der Sonne ist meistens nicht mal die ungefähre Richtung ausmachen. Man kann
erahnen was für ein bunter, verrückter Ort Varanasi im Sommer ist, und wieder
einmal haben wir dank Nebenfront keine Chance einen Sonnenaufgang oder Untergang
zu betrachten und das Licht am Ganges zu sehen, von dem alle schwärmen. Trotzdem
ist es eine echt interessante Stadt und als wir zum Essen in ein Restaurant
einkehren bin ich froh, dass wir dieses ganz typische Stück Indien auf eigene
Faust erkunden konnten.
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So hoch kann der Ganges steigen |
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Der Hund ist neugierig... |
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...und spielt schon mal "Holi" (Fest bei denen sich Inder mit Farbpulver bewerfen) |
Jetzt heißt es uns noch etwas in Geduld zu üben und mit viel
Glück Varanasi zu entfliehen (noch müssen wir allerdings noch in dem kalten
Norden ausharren bis wir wieder schön aufgewärmt werden…) Drückt uns die
Daumen, dass unser 21 Stunden verspätete Zug dann auch wenigstens wirklich
kommt!
Und wo es dann als Nächstes hingeht könnt ihr wie immer
Raten ;-) :
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Bilderrätsel |
Ganz Liebe Grüße,
Teresa (und Patrick)
Mein Tipp: Darjeeling?!? Sollte ich richtig liegen, bringt mir ein paar Gramm mit. ;-). Übrigens, tolle Bilder! Danke :-)
AntwortenLöschenLiebe Grüße von Karen