Montag, 6. Januar 2014

Jaisalmer - Abenteuer auf zwei Höckern

Hallo ihr Lieben!

Vielleicht haben es manche von euch schon erraten können an unserem letzten Rätselbild: Unsere nächste Station war Jaisalmer, eine richtige Wüstenstadt in der wir eine 3-tägige Kamelsafari geplant hatten. Die Zugfahrt nach Jaisalmer war schon sehr unterhaltsam, nicht nur wegen der vielen anderen Touris, die mit uns im Zug gefahren sind, sondern auch wegen eines kleinen Zwischenfalls mit Patricks Schuhen. Der wollte nämlich irgendwann mal auf Toilette, ist von seinem Hochbett geklettert und stand dann unten etwas ratlos rum weil seine Schuhe weg waren. Auch nachdem ich runter geklettert bin um ihm suchen zu helfen blieben Patricks Schuhe lost.

Dafür fanden wir dann im Sitz schräg gegenüber ein ziemlich abgeranztes Paar weiße Sneakers. Tja ihr könnt es euch schon denken, da war ein Inder so kackendreist und hat sich nicht nur Patricks Schuhe unter den Nagel gerissen, sondern war auch noch so scharf auf die Dinger, dass er sie direkt anziehen musste. Ganz blöder Fehler. Als wir das geschnallt hatten waren wir natürlich extrem sauer und haben sofort den Security-typen gerufen. Während ein netter Inder aus unserem Abteil ihm die Situation erklärte und die beiden Inder ziemlich ratlos rumdiskutierten, haben Patrick und ich die beiden einfach mitgeschleift und uns auf die Suche nach dem Dieb gemacht. Ich konnte mich sogar noch an das Gesicht des Typens der da eben noch saß erinnern, weil der so penetrant rübergeglotzt hat. Ich hab erst mal wie eine Furie alle Vorhänge der einzelnen Abteile aufgerissen und den Leuten auf die Schuhe geguckt. War mir echt egal ob die mich für verrückt halten... Bis wir dann einen zusammengekauerten Inder hinter dem Vorhang gefunden haben mit schicken weißen Turnschuhen mit blauen Schnürsenkeln. „Nice shoes you’ve got there!“ meinte Patrick nur und ich war echt  beeindruckt wie kontrolliert er war, weil ich den Inder am liebsten ins Gesicht boxen wollte. Habe mich dann aber aufs Anschreien beschränkt. Jetzt haben wir die Schuhe auf jeden Fall wieder und der Inder hatte noch Spaß mit der Security, die die Polizei rufen wollte….
Soviel schon mal zu unserer Ankunftsstory :-D

Jaisalmer ist eine wirklich niedliche Stadt, (wir sitzen gerade auf dem Dachterrassenrestaurant unseres Hotels während ich schreibe,) die ganz in gelbem Stein (Sandstein?) gehalten ist. In Indien nennt man sie auch die goldene Stadt. Es gibt unzählige Kühe die hier in den kleinen verwinkelten Gassen rumlaufen und überall gibt es Stände mit Taschen, Rucksäcken etc aus Kamelleder und gewebte Schals. Da es die erste Nacht hier recht frisch war, haben wir den neusten Style aus Jaisalmer gleich mitbekommen: Statt einer Jacke wickeln die sich hier einfach in Tücher, Schals und/oder Decken ein. Haben wir natürlich gleich nachgemacht. Am ersten Tag war Entspannung angesagt und etwas shoppen, damit wir für die kalten Nächte in der Wüste halbwegs gut ausgestattet sein würden.

Patrick überlegt noch...
Teresa freut sich schon aufs Essen 
Blick von unserer Dachterrasse auf das Fort von Jaisalmer
Und dann ging es nach einer schönen ruhigen Nacht auch morgens gleich los: Mit dem Jeep zum Rand der Tharwüste, wo schon unser Guide mit seinem Sohn und drei Kamelen auf uns gewartet hat. Und dann ging es auf in die Wüste. Es ist auf jeden Fall eine unglaubliche Erfahrung tief in die Wüste rein zu wandern und hoch oben auf seinem Kamel zu sitzen und bis zum Horizont egal wohin man guckt keine Menschen zu sehen. Das totale Kontrastprogramm zu Mumbai. Patrick hatte kurzzeitig mit einem Tinitus zu kämpfen, weil es ganz plötzlich alles so leise war…

Gute Laune bei der Kamelsafari
Eingemummelt. Morgens ist es echt kalt...
Mein hübsches Kamel
Patrick (noch) lässig im Sattel
Die Tharwüste besteht nicht wie die Sahara oder andere „typische Wüsten“ nur aus Sand. Es gibt Sanddünen mit Büschen, es gibt oft auch kilometerweit nur trockene Steppe, manchmal mit ein paar großen Dornenbüschen oder Bäumen, manchmal gibt es weit und breit kaum Pflanzen zu sehen. Dafür gibt es Geier, kleine Antilopen, Eidechsen, Ziegen, Schafe, andere Kamele, Kühe und eine Schaar von verschiedenen Vögeln. Am häufigsten sehen wir die Wüstenvögel, die hier Lellies genannt werden und die ganze Zeit „Uiiie“ rufen, die sind super lustig.

Suchbild für meine Eltern: Finde Teresa

Unsere Guides als Küchenchefs
Während Patrick mit seinem Hut und seinem Schal-umhang aussieht wie ein waschechter Cowboy, sehe ich eher aus als hätte ich den örtlichen Altkleidercontainer überfallen. Damit passe ich jedoch outfittechnisch hervorragend zu unseren Kamelen, mit ihren fünf zerschlissenen Decken in verschiedenen Mustern und Farben. In der Wüste wechselt die Temperatur allerdings so krass, dass hier ganz klar das Motto gilt: So viel Stoff an wie möglich in der Nacht, so wenig wie nötig am Tag. Unser Guide, der seeehr gebrochenes Englisch spricht, macht uns dauernd Chai und Essen und wir kochen über einem kleinen Feuer in Blechtöpfen unseren tägliches Mal: Ein feuriger Schleim als Kartoffel, Zwiebel, Salat, Tomaten und weiß Gott was alles mit ordentlich indischen Gewürzen und dazu frisch gebackenes Chapati (Brot). Manchmal gibt es noch Reis dazu. Aber nach einem Tag fängt man an ganz heiß auf das Zeug zu werden weil Kamelreiten anstrengt. Wirklich! Nach fünf Stunden reiten schlage ich mich mit dem Gedanken an ein neues Hüftgelenk herum. Oder einfach gleich beide Beine amputieren? Und was macht man mit dem Rücken? Fairerweise muss man sagen, dass Kamele halt auch keine Pferde sind. Das hat schon Gründe weshalb man die Viecher Trampeltier nennt, die wechseln 10 mal ihren Rhythmus beim Gehen und holpern, stolpern und latschen quer über alles drüber. Ein Sattel, der aus mehr als nur Decken bestehen würde, wäre da vielleicht auch nicht schlecht… Unabhängig davon scheinen die Viecher eigentlich 24 Stunden am Tag mit Verdauung beschäftigt zu sein. Wirklich, die können nur kacken. Allerdings halbwegs verständlich, wenn man sieht was die in der Wüste so fressen. Kiloweise trockene Sträucher, von denen wahrscheinlich 5% Nährstoffe sind und die anderen 95% Abfallprodukt werden…  Aber naja. Wir wollten Abenteuer, jetzt kriegen wir Abenteuer.

Chai zum Sonnenuntergang

Lagerfeuer mit den Belgiern
Patrick als echter Cowboy
Abends erreichen wir die Sanddünen und sehen mit Chai und einem Bier den Sonnenuntergang während unsere Führer sich mit einem anderen Grüppchen von Guides zusammentun, die mit zwei Belgiern aus unserem Hotel hierhingekommen sind und wieder Feuer und unser provisorisches Essen gemacht wird. Am Lagerfeuer wird dann auf dem leeren Wassercontainer getrommelt und die Inder singen: Nicht immer schön, aber dafür mit doppeltem Enthusiasmus. Leider konnten wir kein Foto von dem Sternenhimmel machen, aber ich glaube es gibt kein Foto, das dem gerecht werden könnte. Man konnte die Milchstraße sehen, die sich vom östlichen Horizont über uns hinweg bis zum nordwestlichen Horizont gezogen hat. Es gibt zwischen all den Sternen, die man sonst sieht Millionen winzig kleiner Sterne, die man sonst nie sehen kann. Der ganze Himmel sieht völlig anders aus. Wir liegen also irgendwann in der super kalten Wüste, dick eingekuschelt in unseren wärmsten Sachen, im Schlafsack und mit Decken über und unter uns und versuchen das Bild irgendwie in uns einzuschließen.


Wir hatten Spaß mit den Dünen


Ich muss wahrscheinlich nicht erwähnen, wie sich unsere Körper, mit besonderem Schwerpunkt Beine, Rücken und Hintern, am nächsten Tag angefühlt haben. Patrick hat es schön formuliert „Ich existiere einfach nur auf diesem Kamel“. Einfach versuchen nicht an die Schmerzen zu denken. Erstaunlicherweise geht es tatsächlich am dritten Tag etwas besser. In der zweiten Nacht sind wir wieder auf Dünen, diesmal aber allein mit unseren Guides, wieder ein Lagerfeuer, wieder ein unglaublicher Sternenhimmel. Ich könnte wahrscheinlich ewig weiterschreiben, aber ich denke ihr könnt euch in etwa vorstellen wie das war. Eine unglaubliche Erfahrung, auch wenn mein Körper sich dann extrem gefreut hat auf eine heiße Dusche, literweise Bodylotion und ein unsandiges Bett. Jetzt hocken wir noch ein bisschen im Hotel, lassen unsere kamelverseuchten Klamotten einmal waschen und fahren nach nachher weiter…

Tschüss Kamele
Wo es hingeht? Ratet oder wartet bis zum nächsten Post :-)
Bilderrätsel


Liebe Grüße,
Teresa

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