Hallo ihr Lieben!
Vielleicht haben es manche von
euch schon erraten können an unserem letzten Rätselbild: Unsere nächste Station
war Jaisalmer, eine richtige Wüstenstadt in der wir eine 3-tägige Kamelsafari
geplant hatten. Die Zugfahrt nach Jaisalmer war schon sehr unterhaltsam, nicht
nur wegen der vielen anderen Touris, die mit uns im Zug gefahren sind, sondern
auch wegen eines kleinen Zwischenfalls mit Patricks Schuhen. Der wollte nämlich
irgendwann mal auf Toilette, ist von seinem Hochbett geklettert und stand dann
unten etwas ratlos rum weil seine Schuhe weg waren. Auch nachdem ich runter
geklettert bin um ihm suchen zu helfen blieben Patricks Schuhe lost.
Dafür fanden wir dann im Sitz schräg
gegenüber ein ziemlich abgeranztes Paar weiße Sneakers. Tja ihr könnt es euch
schon denken, da war ein Inder so kackendreist und hat sich nicht nur Patricks
Schuhe unter den Nagel gerissen, sondern war auch noch so scharf auf die
Dinger, dass er sie direkt anziehen musste. Ganz blöder Fehler. Als wir das
geschnallt hatten waren wir natürlich extrem sauer und haben sofort den
Security-typen gerufen. Während ein netter Inder aus unserem Abteil ihm die
Situation erklärte und die beiden Inder ziemlich ratlos rumdiskutierten, haben
Patrick und ich die beiden einfach mitgeschleift und uns auf die Suche nach dem
Dieb gemacht. Ich konnte mich sogar noch an das Gesicht des Typens der da eben
noch saß erinnern, weil der so penetrant rübergeglotzt hat. Ich hab erst mal
wie eine Furie alle Vorhänge der einzelnen Abteile aufgerissen und den Leuten
auf die Schuhe geguckt. War mir echt egal ob die mich für verrückt halten... Bis
wir dann einen zusammengekauerten Inder hinter dem Vorhang gefunden haben mit
schicken weißen Turnschuhen mit blauen Schnürsenkeln. „Nice shoes you’ve got
there!“ meinte Patrick nur und ich war echt beeindruckt wie kontrolliert er war, weil ich
den Inder am liebsten ins Gesicht boxen wollte. Habe mich dann aber aufs
Anschreien beschränkt. Jetzt haben wir die Schuhe auf jeden Fall wieder und der
Inder hatte noch Spaß mit der Security, die die Polizei rufen wollte….
Soviel schon mal zu unserer
Ankunftsstory :-D
Jaisalmer ist eine wirklich
niedliche Stadt, (wir sitzen gerade auf dem Dachterrassenrestaurant unseres
Hotels während ich schreibe,) die ganz in gelbem Stein (Sandstein?) gehalten
ist. In Indien nennt man sie auch die goldene Stadt. Es gibt unzählige Kühe die
hier in den kleinen verwinkelten Gassen rumlaufen und überall gibt es Stände
mit Taschen, Rucksäcken etc aus Kamelleder und gewebte Schals. Da es die erste
Nacht hier recht frisch war, haben wir den neusten Style aus Jaisalmer gleich
mitbekommen: Statt einer Jacke wickeln die sich hier einfach in Tücher, Schals
und/oder Decken ein. Haben wir natürlich gleich nachgemacht. Am ersten Tag war
Entspannung angesagt und etwas shoppen, damit wir für die kalten Nächte in der
Wüste halbwegs gut ausgestattet sein würden.
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Patrick überlegt noch... |
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Teresa freut sich schon aufs Essen |
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Blick von unserer Dachterrasse auf das Fort von Jaisalmer |
Und dann ging es nach einer
schönen ruhigen Nacht auch morgens gleich los: Mit dem Jeep zum Rand der
Tharwüste, wo schon unser Guide mit seinem Sohn und drei Kamelen auf uns gewartet
hat. Und dann ging es auf in die Wüste. Es ist auf jeden Fall eine unglaubliche
Erfahrung tief in die Wüste rein zu wandern und hoch oben auf seinem Kamel zu
sitzen und bis zum Horizont egal wohin man guckt keine Menschen zu sehen. Das
totale Kontrastprogramm zu Mumbai. Patrick hatte kurzzeitig mit einem Tinitus
zu kämpfen, weil es ganz plötzlich alles so leise war…
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Gute Laune bei der Kamelsafari |
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Eingemummelt. Morgens ist es echt kalt... |
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Mein hübsches Kamel |
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Patrick (noch) lässig im Sattel |
Die Tharwüste besteht nicht wie
die Sahara oder andere „typische Wüsten“ nur aus Sand. Es gibt Sanddünen mit
Büschen, es gibt oft auch kilometerweit nur trockene Steppe, manchmal mit ein
paar großen Dornenbüschen oder Bäumen, manchmal gibt es weit und breit kaum
Pflanzen zu sehen. Dafür gibt es Geier, kleine Antilopen, Eidechsen, Ziegen,
Schafe, andere Kamele, Kühe und eine Schaar von verschiedenen Vögeln. Am
häufigsten sehen wir die Wüstenvögel, die hier Lellies genannt werden und die
ganze Zeit „Uiiie“ rufen, die sind super lustig.
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Suchbild für meine Eltern: Finde Teresa |
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Unsere Guides als Küchenchefs |
Während Patrick mit seinem Hut
und seinem Schal-umhang aussieht wie ein waschechter Cowboy, sehe ich eher aus
als hätte ich den örtlichen Altkleidercontainer überfallen. Damit passe ich
jedoch outfittechnisch hervorragend zu unseren Kamelen, mit ihren fünf zerschlissenen
Decken in verschiedenen Mustern und Farben. In der Wüste wechselt die
Temperatur allerdings so krass, dass hier ganz klar das Motto gilt: So viel
Stoff an wie möglich in der Nacht, so wenig wie nötig am Tag. Unser Guide, der
seeehr gebrochenes Englisch spricht, macht uns dauernd Chai und Essen und wir
kochen über einem kleinen Feuer in Blechtöpfen unseren tägliches Mal: Ein
feuriger Schleim als Kartoffel, Zwiebel, Salat, Tomaten und weiß Gott was alles
mit ordentlich indischen Gewürzen und dazu frisch gebackenes Chapati (Brot).
Manchmal gibt es noch Reis dazu. Aber nach einem Tag fängt man an ganz heiß auf
das Zeug zu werden weil Kamelreiten anstrengt. Wirklich! Nach fünf Stunden
reiten schlage ich mich mit dem Gedanken an ein neues Hüftgelenk herum. Oder
einfach gleich beide Beine amputieren? Und was macht man mit dem Rücken?
Fairerweise muss man sagen, dass Kamele halt auch keine Pferde sind. Das hat
schon Gründe weshalb man die Viecher Trampeltier nennt, die wechseln 10 mal
ihren Rhythmus beim Gehen und holpern, stolpern und latschen quer über alles
drüber. Ein Sattel, der aus mehr als nur Decken bestehen würde, wäre da
vielleicht auch nicht schlecht… Unabhängig davon scheinen die Viecher
eigentlich 24 Stunden am Tag mit Verdauung beschäftigt zu sein. Wirklich, die
können nur kacken. Allerdings halbwegs verständlich, wenn man sieht was die in
der Wüste so fressen. Kiloweise trockene Sträucher, von denen wahrscheinlich 5%
Nährstoffe sind und die anderen 95% Abfallprodukt werden… Aber naja. Wir wollten Abenteuer, jetzt
kriegen wir Abenteuer.
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Chai zum Sonnenuntergang |
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Lagerfeuer mit den Belgiern |
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Patrick als echter Cowboy |
Abends erreichen wir die
Sanddünen und sehen mit Chai und einem Bier den Sonnenuntergang während unsere
Führer sich mit einem anderen Grüppchen von Guides zusammentun, die mit zwei
Belgiern aus unserem Hotel hierhingekommen sind und wieder Feuer und unser
provisorisches Essen gemacht wird. Am Lagerfeuer wird dann auf dem leeren
Wassercontainer getrommelt und die Inder singen: Nicht immer schön, aber dafür
mit doppeltem Enthusiasmus. Leider konnten wir kein Foto von dem Sternenhimmel
machen, aber ich glaube es gibt kein Foto, das dem gerecht werden könnte. Man
konnte die Milchstraße sehen, die sich vom östlichen Horizont über uns hinweg
bis zum nordwestlichen Horizont gezogen hat. Es gibt zwischen all den Sternen,
die man sonst sieht Millionen winzig kleiner Sterne, die man sonst nie
sehen kann. Der ganze Himmel sieht völlig anders aus. Wir liegen also
irgendwann in der super kalten Wüste, dick eingekuschelt in unseren wärmsten
Sachen, im Schlafsack und mit Decken über und unter uns und versuchen das Bild
irgendwie in uns einzuschließen.

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Wir hatten Spaß mit den Dünen |
Ich muss wahrscheinlich nicht
erwähnen, wie sich unsere Körper, mit besonderem Schwerpunkt Beine, Rücken und
Hintern, am nächsten Tag angefühlt haben. Patrick hat es schön formuliert „Ich
existiere einfach nur auf diesem Kamel“. Einfach versuchen nicht an die
Schmerzen zu denken. Erstaunlicherweise geht es tatsächlich am dritten Tag etwas
besser. In der zweiten Nacht sind wir wieder auf Dünen, diesmal aber allein mit
unseren Guides, wieder ein Lagerfeuer, wieder ein unglaublicher Sternenhimmel.
Ich könnte wahrscheinlich ewig weiterschreiben, aber ich denke ihr könnt euch
in etwa vorstellen wie das war. Eine unglaubliche Erfahrung, auch wenn mein
Körper sich dann extrem gefreut hat auf eine heiße Dusche, literweise
Bodylotion und ein unsandiges Bett. Jetzt hocken wir noch ein bisschen im
Hotel, lassen unsere kamelverseuchten Klamotten einmal waschen und fahren nach
nachher weiter…
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Tschüss Kamele |
Wo es hingeht? Ratet oder wartet bis zum nächsten Post :-)
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Bilderrätsel |
Liebe Grüße,
Teresa
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