Oder auch nicht.
Nach 9 Stunden Zeit plus 3
Stunden Aufenthalt muss ja auch nix mehr sitzen, wobei ich zumindest am Anfang
wirklich Glück hatte mit dem Flug. Fensterplatz dank Online-check-in und dann
sitzen auf den beiden anderen Plätzen neben mir nicht mal Leute. Also habe ich
schön 3 Plätze frei um mich auszustrecken und noch ein bisschen Schlaf
nachzuholen. Istanbul ist dann auch alles ganz easy ausgeschildert und ich
verbringe den Rest der Zeit dmit bei einem schlechten KFC Abklatsch namens
Popeyes zu hocken oder mich bei dem Victorias Secret Laden mit einem der
unzähligen Bodysprays einzudieseln. Hält vielleicht meine Sitznachbarn im
nächsten Flug davon ab mir auf dir Pelle zur rücken… Falsch gedacht. Nachdem
eine indische Mutter mit Kind sich neben mich setzen, und mich ganz lieb fragen
ob ich mit dem Vater der Familie Gänseklein tauschen möchte, wechsel ich den
Platz. Ein fülliger Inder steckt mir beim schlafen dauernd seine Ellenbogen in
die Seite, aber irgendwie vergehen dann auch 6 Stunden.
Und dann sehe ich nach der
Gepäckausgabe Patrick und die Sonne geht auf! Nach zwei Wochen jammern und
skypen sind wir eeeeendlich da wo wir sein wollen: Zusammen in Mumbai.
Der Taxifahrer fährt uns dann
auch gleich nach Andheri West zu unserer Wohnung, natürlich nicht ohne dass
drei Leute des Unternehmens noch extra Trinkgeld fürs Herumstehen haben wollen.
„Just Coins!“ Allerdings dann auch keine indischen Münzen. „European Coins!“ Patrick und ich stellen uns
stur und schütteln die anderen ab.
So richtig schocken tut Mumbai mich,
vielen Dank an Padang, nicht. Die Müllhaufen mit den Ziegen, die
Wellblechhäuser und die ungepflasterten Straßen zwischendurch kommen mir da
irgendwie bekannt vor. Ganz im Gegenteil, ich bin positiv überrascht wie wenig
Aufmerksamkeit man mir schenkt, oder eher wie schön dass sich die
Aufmerksamkeit aufs Gaffen beschränkt hier und da und nicht aufs konsequente
Anschreien.
Gestern bin ich schon mit Patrick
durch eine kleine Shoppingmall geschlürt. (Witziger Fact: Anscheinend wird man
vor dem Betreten jeder Mall gefilzt und durch einen Detektor geschickt und dann
– sehr politisch korrekt- von einem Vertreter des eigenen Geschlechts, bei
Frauen sogar in einem provisorischen Zelt-ding – nochmal mit diesem elektronischen
Teil nach Metallgegenständigen abgesucht. Lustig ist, dass erst mal der Detektor bei jeder Person Alarm
schlägt und dann auch noch das manuelle Suchgerät dauernd piept aber man dann
doch weitergewunken wird. Finde den Sinn….) Da haben wir dann auch gleich eine
Kleinigkeit gegessen, ein indisches Reisgericht. Während Patrick munter drauf
los futtert, frage ich mich was mich an dem Geschmack nervt, außerdem ist das
indische „scharf“ nochmal ein ganz anderes Thema für sich….Irgendwann ruft
Patrick: „Was macht der Baum in meinem Essen!“ und wirft ein schwarzes
längliches Stück Holz aus seinem Futter. Ich prokel natürlich gleich dran rum
und erkenne was so komisch schmeckt. Der
schwarze Baum entpuppt sich aus dunkelbraune Zimtstange, zumindest als Teil
davon. Ernsthaft, wie kann man so viel Zimt in ein
Zwiebel-Reis-Hühnchen-Gericht kloppen?
Abends gehen wir dann ins Kino
mit unserem Nachbarn und einem weiteren Arbeitskollegen von CouponDunia, der
Film ist natürlich auf Englisch. Gravity, mit Sandra Bullok und Goerge Clooney. Kostet hier
übrigens keine 2 Euro der Eintritt, hehe. Ist auf jeden Fall was für Leute die
Cast-away gut fanden. Das Highlight war definitiv, dass wir alle aufstehen
mussten bevor der Film begann, weil die indische Nationalhymne gespielt wurde.
Wir starren also gefühlte 10 Minuten auf die wehende, indische Flagge vor einem
blauen Himmelhintergrund mit ein paar Wolken die vorbeiziehen. Ich beherrsche
mich, nicht den Obelix zu machen danach. Die Spinnen, die…
Und dann geht es zurück zu
unserer Wohnung. Ich lerne noch schnell die Mädels kennen die bei uns wohnen,
beide stehen rauchend im Flur und zumindest eine will noch durch die Nacht
ziehen und Party machen. Mumbai klappt nicht so wie Padang die Bürgersteige
hoch, trotzdem muss ich ganz oft an das Praktikum denken. Padang war dann doch
einfach eine geniale Erfahrung…
Wir schnappen uns ein Bier und
fahren in den 17 Stock hoch, da wo die Shoppingmall in der wir wohnen, nicht
ganz zu Ende gebaut wurde. Patrick sagt ich soll die Augen zumachen und führt
mich dann zur Brüstung von dem großen offenen Fenster. Und dann liegt da quasi
die ganze Stadt wie ein Sternenhimmel vor einem. Alles leuchtet, man hört noch
bis hierhin das Gehupe. Ein atemberaubender Anblick. Wir trinken unser Bier und
schauen uns alles an, hier liegen wirklich die exklusiven Banken und
Bürogebäude neben kleinen Wellblechslums. Ich falle vielleicht nicht mehr aus allen
Wolken, aber ich kann auch nicht so abgebrüht die ganzen Familien vergessen,
die da unten neben unserer Shoppingmall schlafen. Die wohl gerne im Slum leben
würden, da haben die ja wenigstens Hütten. Patricks Arbeitskollege meinte, als
er das erste mal Mumbai sah, kam ihm das alles nicht real vor. Ich schätze für
die Menschen hier, ist unser Leben Zuhause auch nicht real.
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