Mittwoch, 13. November 2013

Jahrestag im Hotel und meine ersten Arbeitstage


Hallo ihr Lieben,

Da Patrick gaaaar keine Lust hat zu posten, mache ich das jetzt mal.

Wir haben am Wochenende einen wundervollen Tag in einem Hotel in der Nähe von Malad (Bezirk im Norden von Mumbai) gemacht, auf so einer kleinen Halbinsel und da unseren Jahrestag gefeiert. Und man glaubt es kaum, obwohl es Mumbai ist, war es dort wunderschön. Besonders begeistert hat mich das Bett mit einer echten Matratze und Decke und allem Comfort, und wir haben herrlich weich gelegen, während die Zimmertemperatur richtig schön kalt war und haben kleine grüne Halsbandsittiche beobachtet aus unserem Fenster heraus, die sich um die Palmen gejagt haben. Ich glaube wir wären beide am liebsten einfach liegengeblieben für die nächste Woche. Der Pool war mega leer, irgendwie scheinen Inder etwas wasserscheu zu sein, und das Essen war ganz gut, wenn auch sehr auf den indischen Gaumen ausgelegt. War ja Buffet, wir haben uns das beste rausgepickt und uns dann wieder eingekuschelt :-) Insgesamt war das Hotel wirklich schön Edel und wir haben den Tag total genossen.


Ein Traum von einem Bett


Blick aus unserem Fenster

Am nächsten Morgen bin ich dann erstmalig zu meiner neuen Arbeitsstelle gefahren (Patrick und das Bett zu verlassen war hart...) und habe dann erstmal eine Privatführung vom Schulleiter bekommen, wobei ich aus dem Staunen kaum rausgekommen bin. Klassen mit ca 5 Schülern sind irgendwie neu für mich, genauso wie die Tatsache, dass jeder Lehrer anscheinend von der Schule einen Laptop bekommt, jeder Schüler einen dabei hat, jede(!!!) Klasse Smartboards hat, also Tafeln an die man quasi einen Computer anschließen kann und die man dann fast so bedienen kann wie ein Tablet (iPad), es außerdem unzählige Materialien gibt und Drucker (ja, auch Farbdrucker) und das einzige woran es der DSB anscheinend eventuell mangelt, Platz ist. Ich bin zufällig in der totalen High Society Schule gelandet und bin immer noch vollkommen perplex. Und versuche morgens wenn ich zur Arbeit gehe besonders darauf zu achten nicht in Kuhfladen oder angefressene Hühnchen zu treten bevor ich in eine Riksha steige zum Bahnhof, ich bin mir irgendwie sicher, dass Lehrer samt superreiche Schülerbelegschaft dieses Problem nicht haben.

Am ersten Tag konnte ich witzigerweise gleich eine „Vertretungsstunde“ machen, weil diverse Lehrer krank waren und niemand wusste weshalb da jetzt niemand zur Aufsicht war, der denen sagt welche Aufgaben die machen sollen. Und was bekomme ich?? Richtig. Mein Lieblingsfach: Mathe, 7. und 8. Klasse, und dann auch noch diese typischen Textaufgaben. „Wenn Susi drei Pferde hat, die jeweils 10 Kilo Heu am Tag fressen, und 4 Hühner, die insgesamt 6 Eier legen und sie die Eier verkauft, welche pro Stück 57 Cent kosten, sie aber auch gleichzeitig 2/3 Kilo Heu für 2,45 Euro kaufen muss, wie viel Eier muss sie dann verkaufen damit sie sich eine Kuh leisten kann?“ (…… Was? Oh, tut mir leid, ich habe ein Kaninchen gemalt, weil das was sie gesagt haben so langweilig war…..)

Naja irgendwie haben wir alle die Stunde überstanden, ohne dass meine royale mathematische Inkompetenz so doll aufgefallen wäre. 


Der Pool für uns ganz allein!


Witzige kleine Kranich-Möwen auf unserem Wasserfall

Ich freue mich über verrückte Pflanzen mit Puscheln


Das Kollegium ist bis jetzt sehr sehr nett und super hilfsbereit (natürlich hat jedes Paradies auch eine Schlange. Eine der Lehrerinnen ist erst mal so konsequent gegen alles was man sagt, selbst wenn sie sich dabei fünf mal widerspricht, dass es fast schon wieder witzig ist sich mit der zu unterhalten. Waaas ist nur los mit solchen Leuten, Verbitterung^10??) Und ich habe nicht nur schon Bücher und Unterrichtsmaterialien bekommen, auf welche ich mich natürlich sofort gestürzt habe, sondern auch super Tipps wie man gerade für English lessons an gute Materialen in einem Internet Forum kommt.

Material nach 3 Tagen Praktikum. Es wird schnell mehr...
Also ich wird jetzt wahrscheinlich immer Freitags die 6. Klasse selber unterrichten dürfen in Englisch, (das sind deutsche und englischsprachige Kinder), bei diversen Klassen in Deutsch beim Unterricht helfen, wobei ich eine sehr gute Schülerin da weiter fördern soll und eventuell einen mit LRS ein bisschen unterstützen könnte und bei der 6. sogar etwas zu dem Buch machen, das wir da jetzt lesen (Krabat. Is echt gut, hab ich mal schnell eingeatmet.) Da forsche ich grad in einem Materialienbuch was ich dazu machen könnte. Und beim Musical am Nachmittag darf ich auch mithelfen. Wie man sieht türmen sich nach 3 Tagen schon ein paar Aufgaben an, ich bin schon ziemlich aufgeregt und hoffe ich mache das irgendwie alles richtig :-)
Insgesamt kann ich jetzt schon sagen: Der Job ist perfekt.

Die Zugfahrt hin und zurück ist sehr unterschiedlich, je nach Tageszeit. Wenn ich zur 1. Stunde habe ist es traumhaft nach Südmumbai zu düsen, alles ist ruhig, naja so ruhig wie Mumbai halt kann, und leer. Und wenn ich früh zurück kann ist es nach Norden auch alles ganz leer. Hab ich jedoch erst zur 3. Fängt das Desaster an, dann bin ich wieder unter lauter schreienden, boxenden Inderinnen, wobei ich den Verdacht habe, dass es sobald es so voll ist denen plötzlich egal ist, ob die n 1. Klasse Ticket haben oder nicht, kommt ja eh kein Kontrolleur durch.

Jetzt noch eine wunderschöne Nachricht und eine nicht so schöne. Wie immer die Schlechte zuerst: Im Moment ist es in unserer Wohnung, dank einer Mitbewohnerin sehr sehr unangenehm. Die ist 28 und macht hier schon die ganze Zeit Theater, darüber wie es hier aussieht und ob wir nicht eine Haushaltshilfe einstellen wollen (wie wärs mit Nein?) und und und. Eigentlich nimmt die keiner von uns richtig ernst, weil sie einem auch ein bisschen Leid tut. Ihr Freund ist jetzt wieder auf Axe durch Indien und „arbeitet“, während sie hier alleine rumhockt, ohne Perspektive, in einer Stadt die sie nicht mag. Da lässt man seine Unzufriedenheit auch mal an anderen aus, und wir haben hier eigentlich alle ein dickes Fell, obwohl wir wirklich schon mal solche Nummern hatten, dass Patrick und ich Müll und dreckiges Geschirr von irgendwem von ihr in unser Kühlschrankfach gestopft bekommen haben, weil sie meinte das wäre unser Zeug. Es fehlt auch sämtliches Geschirr und ein Sofapolster, was lediglich in ihrem Zimmer sein kann. Jetzt allerdings hat AIESEC angefragt ob wir in unserer Wohnung noch einen Platz haben, und sie meinte erst mal, dass bei Patrick und mir ins Zimmer ja noch n Bett passen könnte. Sie selber schläft zwar im Nebenzimmer, dass größer ist als unseres ganz alleine, da ihr Macker jetzt für die nächsten vier (!!!) Monate weg ist, möchte aber anscheinend keinen neuen Zimmergenossen. Der arme Joseph, irgendwo aus Afrika, schläft jetzt im Wohnzimmer auf einem unserer Betten. Patrick und ich haben ihm erstmal ein großes Bier ausgegeben und mit ihm gequatscht, allerdings geht es auch einfach nicht an, dass wir als Paar in unser Minizimmer noch ne dritte Person aufnehmen und damit jegliche Privatsphäre zerstören die wir so haben. Was also heißt: Wir schließen jetzt immer unser Zimmer ab. Nicht vor Joseph, der alles ganz stoisch gelassen hin nimmt, sondern ihretwegen. Muss ich wahrscheinlich keinem erzählen, dass es mit so jemandem im Haus nicht schön ist zu wohnen und nach einem langen Arbeitstag hier nach Hause zu kommen.

Das schöne ist erst mal Patricks und meine absolut traumhafte Reiseroute, die wir langsam richtig fest geplant haben (von der ich jetzt aber noch nicht allzu viel preisgeben will, ich kann nur sagen, dass es der absolute Hammer wird und die Reise unseres Lebens!!!) und dass Irina und mein Bruder mit seiner Freundin Minna drüber nachdenken zu uns zu stoßen, spätestens zum Ende unserer Reise hin, wenn wir in Goa sind. Wenn das klappt, sind Patrick und ich auf jeden Fall die glücklichsten Menschen ever, wir vermissen nämlich Deutschland, Familie und Freunde schon ganz ordentlich :-)

Herz-Links-Highlight clip art





So, jetzt hab ich euch genug vollgequatscht. Bis bald wenn wir wieder was zu berichten haben.
Liebe Grüße nach Deutschland!

Teresa

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