Montag, 25. November 2013

Arztbesuch und das beste Essen in Mumbai

Hallooo ihr Lieben,

ich poste jetzt ein bisschen weil mir öde ist und ich, obwohl ich eigentlich frei habe, noch in der Schule abgammel, weil ich um 17 Uhr einen Arzttermin im Krankenhaus neben meiner Arbeit habe. Ich quäle mich schon Wochen mit einem entzündeten Zeh herum (ernsthaft, ihr wollt keine Details) und obwohl ja sonst recht hart im nehmen bin mit sowas, kapituliere ich jetzt nach 3 Wochen Entzündung und gehe zum Arzt, bevor sie mir das Ding noch amputieren. Anscheinend bin ich aber nicht allein mit dem Problem, durch die warm-feuchte Luft und den ewigen Staub in Mumbai, heilen Wunden hier so gut wie gar nicht. Meine Kollegen erzählen mir Geschichten dass sie hier ewig entzündeten Stellen hatten, die dann innerhalb von einem Tag in Deutschland abgeklungen sind. Solange mag ich aber nicht damit rumlaufen. 



Also hab ich ne Kollegin nach nem guten Arzt gefragt und die empfohlene Ärztin dann per Sms kontaktiert. Die hat auch spontan Zeit und Lust in dieses Krankenhaus zu kommen und mich vom Gammel zu erlösen. Sehr nett. Und erschreckend unkompliziert bis jetzt :-) Man darf gespannt sein wie mein Arztbesuch dann wird.

Gestern sind Patrick und ich in einem unglaublichen Restaurant essen gewesen, namens Wild Side Cafe. Oh mein Gott, war das Essen gut. Rindfleisch mit brauner Soße und Kartoffelbrei. Ich war so im 7 Himmel... Eins wie eine fette Roulade mit sauren Gurken und Speck drin und ein Steak mit Käse und Schinken....Ich hätte ewig weiter futtern können. Da gehen wir definitiv nochmal hin, auch wenn es ziemlich ab vom Schuss is in Bandra (fahre ich immer an der Zugstation vorbei wenn ich zur Arbeit muss)



Ich phantasiere einfach weiter von diesem Essen. Gestern Abend vorm Schlafengehen haben wir noch einmal kurz das Fenster aufgemacht um zu lüften, da saß natürlich Mickey wieder auf der Fensterbank, diesmal im hellen Licht, während Patrick und ich im Zimmer rumwuselten. Erst hab ich mich wieder verjagt, dann musste ich lachen, ich glaube wir haben tatsächlich die kleinste Ratte aus ganz Mumbai gefunden, die irgendwie unglaublich steil darauf geht in unser Zimmer zu kommen. Ich habe absolut keinen Schimmer warum. Es ist nicht kälter oder wärmer da, es gibt nicht mal n Bonbon, n Keks oder irgendwas ansatzweise essbares in unserem Raum, es gibt keine tolle Nischen oder Löcher in die er kriechen könnte. Ich glaube langsam wirklich Patrick, dass sie verknallt in uns ist und einfach Liebe will. Mickey guckt mich also mit ganz großen Knopfaugen an und dreht sich wieder blitzschnell um und zieht ab (So nach dem Motto: Oh bin ich etwa zu früh? Ich geh dann mal kurz wieder...") Und wir verriegeln das Fenster und kontrollieren noch mal an beiden Seiten ob es wirklich eingerastet ist. 

So, jetzt werd ich mal was futtern gehen oder so, wird ja n bissl dauern bis ich heute nach Hause komme. Bis demnächst mal ;-)

Teresa

Donnerstag, 21. November 2013

Der neue Plan


Soo. Viele von euch haben es ja vielleicht schon von mir gehört, aber mit meiner Arbeitsstelle war ich hier nicht so 100%ig zufrieden. Jetzt ist es so weit: Ich habe meine Kündigung eingereicht und werde anstatt bis Ende Februar nur bis Ende Dezember in Mumbai bleiben. Das selbe gilt natürlich auch für Teresa, die lasse ich hier nicht alleine :)

Aber erstmal, für alle die es noch nicht wussten, zu meinem Job:
Meine Aufgabe, auf die ich mich beworben und für die ich auch angenommen wurde, war es, größtenteils eigenverantwortlich eine deutsche Version von CouponDunia, einer indischen Couponseite, zu erstellen. Also viel Projektmanagement, viel Zusammenarbeit mit den anderen Mitarbeitern und Praktikanten, die ihre Seiten schon fertig haben und viele viele verschiedene Aufgaben. Davon auch, leider, einiges Marketing, dass ja überhaupt nicht in mein Profil passt. Aber unter dem Projekt war das für mich kein Problem.

Ganze drei Wochen vor meinem Flug nach Indien hat mein Chef mir mitgeteilt, dass das deutsche Projekt nicht stattfinden wird. Er würde aber trotzdem eine "meaningful and interesting" Aufgabe für mich finden. Da ich sowieso keine Wahl hatte, da Flüge gebucht und Teresa ja auch ein Praktikum hatte, hab ich (unter der nochmaligen Angabe dass mir Marketing nicht liegt) gesagt, dass ich trotzdem komme.

In Mumbai habe ich dann erstmal wochenlang 9 Stunden am Tag im Büro rumgesessen, ohne eine Aufgabe bekommen. Ich wurde dem Affiliate Management Team zugeordnet (nicht von Management verwirren lassen, es ist... Marketing!). Von dem entsprechenden Teamleiter habe ich aber leider, trotz Nachfrage alle 2 Stunden ("Yeah, just give me 5 minutes"), keine, zumindest keine interessanten (aber uninteressante auch nur im Gesamtvolumen von 60 Minuten in 4 Wochen à 45 Arbeitsstunden), Aufgaben bekommen. 

Mein Chef hat mir dann noch zwei Möglichkeiten aufgezeigt: Ich kann im Content-Team mitarbeiten (Den ganzen Tag lang auf Coupons rumklicken und schauen ob sie noch funktionieren - Nicht mal wirklich Marketing, aber ganz sicher nicht besser) oder bei den anderen Praktikanten mitarbeiten (Google-Translate für Portugiesisch, Chinesisch, Türkisch, Polnisch und Indonesisch, und natürlich nur die Aufgaben, die die Anderen nicht machen können weil die deren Aufgaben wichtiger und/oder spannender sind. Oder für Nicht-Muttersprachler schlicht unmöglich). Nicht soo prickelnd

Zwischendurch gab es tatsächlich einen kleinen interessanten Einschub, in dem ich eine Datenbank in Access mit Formularen, Abfragen, Diagrammen etc. erstellen sollte. Da ich Access noch nie benutzt habe, habe ich mir alles schön im Internet angelernt und dann die Datenbank erstellt. Zwei Tage waren also bisher nicht verschwendet - Da habe ich tatsächlich was gelernt.

Nach einem weiteren Gespräch mit meinem Chef, in dem ich ihm noch einmal gesagt habe, was ich nicht machen möchte, hat dieser mir eine Woche später einen neuen Aufgabenvorschlag geschickt: Im Affiliate Management Team arbeiten (Moment mal.... Hab ich da nicht angefangen?).

Damit war es dann jetzt endgültigst entschieden: In dieser Firma, die ausschließlich aus Marketing, stumpfen sich wiederholenden Deppenaufgaben und IT besteht (IT kann ich leider nicht..), gibt es einfach, so lange ich dieses Projekt nicht habe, keine Aufgabe für mich. Und so lange ich weder Geld verdiene (Ich gebe im Monat mehr aus als ich einnehme) noch etwas lerne, verschwende ich meine Zeit. Und das mag ich nicht. Ergo habe ich heute meine Kündigung zum 31.12.2013 eingereicht


Unser neuer Plan, der mir eigentlich sogar sehr gut passt (Die 3 Monate, die im CV jetzt fehlen, werden wir uns schon irgendwie zurechtreimen können), ist es, am 01.01.2013, also 2 Monate früher als geplant, mit dem Reisen anzufangen. Dann wird für 2,5 Monate Indien unsicher gemacht (also 1 Monat mehr als geplant) und Mitte März geht es zurück nach Deutschland (1 Monat früher als geplant). 

Wenn ich also den Dezember jetzt noch überlebe kann ich nur sagen: Immerhin habe ich die indische Arbeits- und sonstige Kultur kennengelernt und kann mehr Zeit mit dem Reisen verbringen. Die 3 Monate waren dann also auch nicht komplett verschwendet, sonst hätte es mich nämlich nie hier hin verschlagen und eine Gelegenheit, 2.5 Monate durch ein Land zu reisen, hätte sich mir danach garantiert nicht mehr geboten. Zumindest nicht vor der Rente :)

Befreit,
Patrick

Die Ratte und "Return of the Rat" Teil II

Gestern Nacht wache ich auf weil ich etwas an meinen Haaren spüre. Ich höre es trippeln, oder sind das nur die Gardinen, die auf der Fensterbank hin und her wehen. Schließlich schließt die Fensterbank direkt an das Kopfteil unseres Bettes an, vielleicht habe ich nur die Gardinen gespürt… Wieder trippeln an meinen Haaren, ich setze mich plötzlich auf und sehe den Schatten weghuschen „EINE RATTEEEE!!!“, schreie ich und wecke damit Patrick auf, der ganz unschuldig schläft. Ich springe vom Bett und quetsche mich an die Tür, natürlich möglichst weit weg vom Fenster und mache das Licht an. Wer jetzt ohne Brille sehen kann ist ganz klar im Vorteil. Ich sehe nicht viel, nur dass sich nix mehr bewegt. Patrick schnappt sich die Brillen von uns beiden und so stehen wir mitten in der Nacht in Bettdecken eingewickelt vorm Bett und starren auf den Vorhang und trauen uns nicht ran. Langsam bewegt Patrick sich drauf zu und zieht ihn weg. Wie zu erwarten: Nix.
Erste Assoziation: Die Ratte von Susi und Strolch. Böses, ekeliges Vieh.
Wir suchen noch die ganze Bude ab, unterm Koffer, an den Vorhängen, unterm Bett. Keine Ratte. Allerdings finden wir auf der Schwelle zum offenen Fenster eine Brotkruste, die ganz sicher nicht uns gehört. Ich nehme das als Zeichen, dass das blöde Vieh panisch getürmt ist. Wir beschließen dass wir ab jetzt die Fenster immer zulassen nachts und lieber den Erstickungstod erleiden als die Ratte auf uns spazieren zu lassen.
Patrick versucht mich zu beruhigen. Von „Das war bestimmt nur ein Mäusschen dass dir ein gute Nacht Küsschen geben wollte“ bis hin zu „Das war die Ratte Splinter von den Ninja Turtles, die dich als Schüler ausbilden wollte.“ Und ich muss lachen. Cornelius meint am nächsten morgen, es war Ratatouille, der mir kochen beibringen wollte, dafür spricht ganz klar dass sie in meinen Haaren waren und was zu essen dabei hatte….
Will sie mir vielleicht doch nur Kochen beibringen?

Oder aus mir einen Ninja Turtle machen?

Am nächsten Abend gehe ich in einen Beautysalon und lasse mir für 4 Euro mein Gesicht reinigen, massieren und mit tausend verschiedenen Peelings, Cremes und Geräten behandeln. Besonders die Renigung tut manchmal ganz schön weh, allerdings hab ich dafür das Gefühl, dass der ganze Smog von Mumbai aus meinen Poren kommt und penne mal wieder bei einer Stunde (!) Gesichts /Schultermassage fast ein. Herrlich…

Abends denke ich natürlich wieder an die Ratte. Ich hasse es jetzt wenn die Fenster auf sind, weil ich immer damit rechne, dass sie wiederkommt. Irgendwann siegt die Erschöpfung und ich schlafe trotzdem ein… Ich wache mitten in der Nacht auf und sehe einen Schatten weglaufen. Die Ratte! Wieder das gleiche Theater, nur diesmal klopft mir nur das Herz, dafür springe ich nicht mehr 3 Meter weit weg. Patrick ist müde und genervt und erklärt mir, dass da gar nix gewesen sein kann. Aber ich hab sie wieder gesehen! Ich kriege Gänsehaut vor ekel. Bin ich total paranoid geworden? Ich kann doch sonst immer Traum von Realität unterscheiden nach dem Aufwachen. Patrick sagt wieder, dass da nichts war, ich hab mir das nur eingebildet und guckt mir zu wie ich mit Taschenlampe wieder alles absuche, unters Bett, in die Koffer… nichts.

Ich bin müde und ich habe kein Bock mehr auf das Theater, aber ein Teil von mir ist überzeugt, dass es kein Traum war. Ich hab sie wieder gesehen! Patrick bleibt liegen und ich sitze im Schneidersitz Richtung Fenster mit Brille und beobachte den Vorhang….

Ganz langsam schiebt sich die Silouette von einem Rattenkopf rechts aus dem Vorhang. „Patrick. Sie ist direkt hinter dem Vorhang auf deiner Seite. Ich kann sie JETZT gerade sehen“, sage ich ganz ruhig im Schneidersitz und gucke auf ihr Profil. Sobald Patrick das Licht anmacht ist sie natürlich nicht mehr dort, sondern draußen VOR dem Fenster, diesmal auf meiner Seite… Wiiieee zur Hölle….??? Ich leuchte sie mit der Taschenlampe an, draußen läuft sie nicht sofort weg. Sie sitzt mit dem Rücken zu mir und guckt über die Schulter. Ihr Kopf sieht original aus wie das Disney-logo, weil sie total runde Ohren hat, also nenne ich sie Mickey.

Macht es irgendwie leichter zu ertragen...
Endlich sehen wir wie das kleine Mistvieh es immer wieder rein schafft. Unsere drei Schiebefenster sind so konstruiert, dass sie alle drei in der Mitte hintereinander stehen können. Wenn man dann aus Versehen das Mittelfenster nach ganz rechts, das rechte zB nach links und das linke in die Mitte macht, ist zwischen den Fenstern ordentlich Platz. Genug Platz für eine Ratte. Wir ordnen die Schiebefenster so an, dass es keine Lücken mehr gibt und lassen sie einrasten. Das wars wohl, Mickey. Ich liege im Bett und bin erschöpft, übermüdet und habe einfach total genug. Um 6.15 klingelt ja auch schon wieder der Wecker. Manchmal braucht man in Mumbai seeeehr seeeehhhr viel Humor das Leben hier zu meistern ohne durchzudrehen. Aber wenn ich das hier schaffe, denke ich mir, dann schaff ich einfach alles. Mumbai, challenge accepted.


P.S. Für die, die es interessiert: Ich hab meine Bachelorarbeit bestanden und bin jetzt offizieller Nerd mit einer Bachelorarbeit über Star Trek Enterprise. Oh ja J

Montag, 18. November 2013

Lustige Dinge über Mumbai/ Indien

Da mir hin und wieder Sachen auffallen, die mir irgendwie interessant vorkommen, ich aber selten dazu komme darüber zu schreiben, hier mal ein paar lustige Tatsachen über Mumbai, bzw Indien, die ich beobachtet habe:

1.  In Mumbai sieht man Falken so oft wie in Bielefeld Tauben. Was man bei uns nur auf größeren Feldern sieht, ist hier ein Stadtvogel und macht anscheinend jagt auf Mäuse, Ratten und/oder die Tauben und Krähen die sich hier anhäufen und kreist mit Begeisterung über Müllhaufen.


2. Wenn man im Taxi sitzt oder im Zug begegnet man häufig Kerlen in Frauenklamotten, die hier wohl irgendeine spirituelle Rolle in dem Hindu-system zu haben scheinen und – natürlich- Geld für ihre Existenz wollen. Gibt man ihnen keins, verfluchen sie einen mit ihren special Kräften.


3. Es gibt hier ziemlich viele Leute mit der Michael Jackson Krankheit. Allerdings können die sich meist kein cooles Make-up kaufen, das kaschiert, dass sie lauter Kuhflecken auf der Haut haben, während sich die Haut allmählich von ihren Pigmenten verabschiedet. Wenn sie dann ganz weiß sind sehen sie wie Schneewittchen aus.



4.  Es gibt ziemlich große Flughunde, die nachts über den Himmel gleiten, nicht so hysterisch flatternd wie unsere Fledermäuse. Sehen echt original aus wie das Batman Zeichen.



5. Vielen Babies und Kleinkindern wird hier der Kopf kahl rasiert und ihre Augen fett mit Eyeliner geschminkt. Da Babies von Natur aus ja schon große Köpfchen und große Augen haben, wirkt das ganze dadurch extrem grotesk.



6. Indiens absoluter Lieblingssport, eigentlich der einzige Sport der hier überhaupt von Interesse ist, ist Cricket. Allerdings gibt es nicht viele Länder, die wirklich Interesse an Cricket haben außer Indien. Eigentlich nur England und Pakistan. Und gegen Pakistan wollen die nicht spielen, weil sie die nicht mögen.


So, jetzt wisst ihr mal n bisschen mehr über Mumbai ;-) Die nächsten interessanten Fakten werden gesammelt und euch irgendwann berichtet.

Mittwoch, 13. November 2013

Jahrestag im Hotel und meine ersten Arbeitstage


Hallo ihr Lieben,

Da Patrick gaaaar keine Lust hat zu posten, mache ich das jetzt mal.

Wir haben am Wochenende einen wundervollen Tag in einem Hotel in der Nähe von Malad (Bezirk im Norden von Mumbai) gemacht, auf so einer kleinen Halbinsel und da unseren Jahrestag gefeiert. Und man glaubt es kaum, obwohl es Mumbai ist, war es dort wunderschön. Besonders begeistert hat mich das Bett mit einer echten Matratze und Decke und allem Comfort, und wir haben herrlich weich gelegen, während die Zimmertemperatur richtig schön kalt war und haben kleine grüne Halsbandsittiche beobachtet aus unserem Fenster heraus, die sich um die Palmen gejagt haben. Ich glaube wir wären beide am liebsten einfach liegengeblieben für die nächste Woche. Der Pool war mega leer, irgendwie scheinen Inder etwas wasserscheu zu sein, und das Essen war ganz gut, wenn auch sehr auf den indischen Gaumen ausgelegt. War ja Buffet, wir haben uns das beste rausgepickt und uns dann wieder eingekuschelt :-) Insgesamt war das Hotel wirklich schön Edel und wir haben den Tag total genossen.


Ein Traum von einem Bett


Blick aus unserem Fenster

Am nächsten Morgen bin ich dann erstmalig zu meiner neuen Arbeitsstelle gefahren (Patrick und das Bett zu verlassen war hart...) und habe dann erstmal eine Privatführung vom Schulleiter bekommen, wobei ich aus dem Staunen kaum rausgekommen bin. Klassen mit ca 5 Schülern sind irgendwie neu für mich, genauso wie die Tatsache, dass jeder Lehrer anscheinend von der Schule einen Laptop bekommt, jeder Schüler einen dabei hat, jede(!!!) Klasse Smartboards hat, also Tafeln an die man quasi einen Computer anschließen kann und die man dann fast so bedienen kann wie ein Tablet (iPad), es außerdem unzählige Materialien gibt und Drucker (ja, auch Farbdrucker) und das einzige woran es der DSB anscheinend eventuell mangelt, Platz ist. Ich bin zufällig in der totalen High Society Schule gelandet und bin immer noch vollkommen perplex. Und versuche morgens wenn ich zur Arbeit gehe besonders darauf zu achten nicht in Kuhfladen oder angefressene Hühnchen zu treten bevor ich in eine Riksha steige zum Bahnhof, ich bin mir irgendwie sicher, dass Lehrer samt superreiche Schülerbelegschaft dieses Problem nicht haben.

Am ersten Tag konnte ich witzigerweise gleich eine „Vertretungsstunde“ machen, weil diverse Lehrer krank waren und niemand wusste weshalb da jetzt niemand zur Aufsicht war, der denen sagt welche Aufgaben die machen sollen. Und was bekomme ich?? Richtig. Mein Lieblingsfach: Mathe, 7. und 8. Klasse, und dann auch noch diese typischen Textaufgaben. „Wenn Susi drei Pferde hat, die jeweils 10 Kilo Heu am Tag fressen, und 4 Hühner, die insgesamt 6 Eier legen und sie die Eier verkauft, welche pro Stück 57 Cent kosten, sie aber auch gleichzeitig 2/3 Kilo Heu für 2,45 Euro kaufen muss, wie viel Eier muss sie dann verkaufen damit sie sich eine Kuh leisten kann?“ (…… Was? Oh, tut mir leid, ich habe ein Kaninchen gemalt, weil das was sie gesagt haben so langweilig war…..)

Naja irgendwie haben wir alle die Stunde überstanden, ohne dass meine royale mathematische Inkompetenz so doll aufgefallen wäre. 


Der Pool für uns ganz allein!


Witzige kleine Kranich-Möwen auf unserem Wasserfall

Ich freue mich über verrückte Pflanzen mit Puscheln


Das Kollegium ist bis jetzt sehr sehr nett und super hilfsbereit (natürlich hat jedes Paradies auch eine Schlange. Eine der Lehrerinnen ist erst mal so konsequent gegen alles was man sagt, selbst wenn sie sich dabei fünf mal widerspricht, dass es fast schon wieder witzig ist sich mit der zu unterhalten. Waaas ist nur los mit solchen Leuten, Verbitterung^10??) Und ich habe nicht nur schon Bücher und Unterrichtsmaterialien bekommen, auf welche ich mich natürlich sofort gestürzt habe, sondern auch super Tipps wie man gerade für English lessons an gute Materialen in einem Internet Forum kommt.

Material nach 3 Tagen Praktikum. Es wird schnell mehr...
Also ich wird jetzt wahrscheinlich immer Freitags die 6. Klasse selber unterrichten dürfen in Englisch, (das sind deutsche und englischsprachige Kinder), bei diversen Klassen in Deutsch beim Unterricht helfen, wobei ich eine sehr gute Schülerin da weiter fördern soll und eventuell einen mit LRS ein bisschen unterstützen könnte und bei der 6. sogar etwas zu dem Buch machen, das wir da jetzt lesen (Krabat. Is echt gut, hab ich mal schnell eingeatmet.) Da forsche ich grad in einem Materialienbuch was ich dazu machen könnte. Und beim Musical am Nachmittag darf ich auch mithelfen. Wie man sieht türmen sich nach 3 Tagen schon ein paar Aufgaben an, ich bin schon ziemlich aufgeregt und hoffe ich mache das irgendwie alles richtig :-)
Insgesamt kann ich jetzt schon sagen: Der Job ist perfekt.

Die Zugfahrt hin und zurück ist sehr unterschiedlich, je nach Tageszeit. Wenn ich zur 1. Stunde habe ist es traumhaft nach Südmumbai zu düsen, alles ist ruhig, naja so ruhig wie Mumbai halt kann, und leer. Und wenn ich früh zurück kann ist es nach Norden auch alles ganz leer. Hab ich jedoch erst zur 3. Fängt das Desaster an, dann bin ich wieder unter lauter schreienden, boxenden Inderinnen, wobei ich den Verdacht habe, dass es sobald es so voll ist denen plötzlich egal ist, ob die n 1. Klasse Ticket haben oder nicht, kommt ja eh kein Kontrolleur durch.

Jetzt noch eine wunderschöne Nachricht und eine nicht so schöne. Wie immer die Schlechte zuerst: Im Moment ist es in unserer Wohnung, dank einer Mitbewohnerin sehr sehr unangenehm. Die ist 28 und macht hier schon die ganze Zeit Theater, darüber wie es hier aussieht und ob wir nicht eine Haushaltshilfe einstellen wollen (wie wärs mit Nein?) und und und. Eigentlich nimmt die keiner von uns richtig ernst, weil sie einem auch ein bisschen Leid tut. Ihr Freund ist jetzt wieder auf Axe durch Indien und „arbeitet“, während sie hier alleine rumhockt, ohne Perspektive, in einer Stadt die sie nicht mag. Da lässt man seine Unzufriedenheit auch mal an anderen aus, und wir haben hier eigentlich alle ein dickes Fell, obwohl wir wirklich schon mal solche Nummern hatten, dass Patrick und ich Müll und dreckiges Geschirr von irgendwem von ihr in unser Kühlschrankfach gestopft bekommen haben, weil sie meinte das wäre unser Zeug. Es fehlt auch sämtliches Geschirr und ein Sofapolster, was lediglich in ihrem Zimmer sein kann. Jetzt allerdings hat AIESEC angefragt ob wir in unserer Wohnung noch einen Platz haben, und sie meinte erst mal, dass bei Patrick und mir ins Zimmer ja noch n Bett passen könnte. Sie selber schläft zwar im Nebenzimmer, dass größer ist als unseres ganz alleine, da ihr Macker jetzt für die nächsten vier (!!!) Monate weg ist, möchte aber anscheinend keinen neuen Zimmergenossen. Der arme Joseph, irgendwo aus Afrika, schläft jetzt im Wohnzimmer auf einem unserer Betten. Patrick und ich haben ihm erstmal ein großes Bier ausgegeben und mit ihm gequatscht, allerdings geht es auch einfach nicht an, dass wir als Paar in unser Minizimmer noch ne dritte Person aufnehmen und damit jegliche Privatsphäre zerstören die wir so haben. Was also heißt: Wir schließen jetzt immer unser Zimmer ab. Nicht vor Joseph, der alles ganz stoisch gelassen hin nimmt, sondern ihretwegen. Muss ich wahrscheinlich keinem erzählen, dass es mit so jemandem im Haus nicht schön ist zu wohnen und nach einem langen Arbeitstag hier nach Hause zu kommen.

Das schöne ist erst mal Patricks und meine absolut traumhafte Reiseroute, die wir langsam richtig fest geplant haben (von der ich jetzt aber noch nicht allzu viel preisgeben will, ich kann nur sagen, dass es der absolute Hammer wird und die Reise unseres Lebens!!!) und dass Irina und mein Bruder mit seiner Freundin Minna drüber nachdenken zu uns zu stoßen, spätestens zum Ende unserer Reise hin, wenn wir in Goa sind. Wenn das klappt, sind Patrick und ich auf jeden Fall die glücklichsten Menschen ever, wir vermissen nämlich Deutschland, Familie und Freunde schon ganz ordentlich :-)

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So, jetzt hab ich euch genug vollgequatscht. Bis bald wenn wir wieder was zu berichten haben.
Liebe Grüße nach Deutschland!

Teresa

Dienstag, 5. November 2013

Happy Diwali!

Wie von Teresa versprochen bekommt ihr jetzt meinen Bericht zum Diwali-Festival.
Nachdem uns im Büro zwei vollkommen verschiedene Geschichten aufgetischt wurden, was denn nun eigentlich gefeiert wird, habe ich mir den passenden Wikipedia-Artikel zu Gemüte geführt und festgestellt: Die Inder wissen selbst nicht so genau was sie feiern, es gibt mehrere Geschichten und je nach Region wird das Eine oder Andere gefeiert. Und hier in Mumbai ist mein sich anscheinend nicht ganz einig.

Geschichte Nr. 1:
Es geht um die Rückkehr von dem Gott Rama aus seinem 14-jährigen Exil im Dschungel. Da es dunkel war, haben die Menschen überall Lichter auf dem Weg aufgestellt, damit er sich nicht verläuft. Heute sind wohl die meisten Öllampen durch lebensgefährliche Feuerwerkskörper ersetzt worden.

Geschichte Nr. 2:
Der Gott Krishna hat einen Dämonen besiegt und dabei 16.000 Frauen befreit, die dieser Dämon befreit hat.

Das sind die Geschichten aus dem Hinduismus. Im Janaismus und bei den Sikh wird Diwali ebenfalls gefeiert, allerdings wiederum mit anderen Geschichten. Also wirklich mit dem Datum verknüpft scheint das nicht zu sein, es ist einfach nur ein Tag an dem gefeiert wird, und jeder sucht sich aus, was. Einig sind sie sich aber anscheinend darin, dass nach Diwali das neue Jahr beginnt und man sich beschenken sollte.


Jetzt aber zu unserem persönlichen Diwali:
Am Freitag früh sind wir in unseren neu erworbenen traditionellen Klamotten in Richtung meines Büros aufgebrochen, da dort ja die Diwali-Feier stattfinden sollte. Um 9 Uhr sollte es mit einem traditionellen Gebet beginnen, daher waren wir um 08:30 da, und tatsächlich nicht als die ersten :)

Kingking war schon da!

Und Carmem auch

Um 10 hat dann das Ritual angefangen. Trotz größerer Motivation hat es nur die Hälfte der Belegschaft bis dahin geschafft, der Rest ist kurz vorm Mittagessen eingetrudelt. In dem Ritual ging es wohl hauptsächlich um Sameer, meinen Chef, und seine Firma. Ich habe natürlich nicht so viel verstanden von dem Hindi, aber es wurden viele Pülverchen und Öle vermischt, Blumen und Obst hin- und hergelegt, Räucherstäbchen angezündet und mit Glöckchen geklingelt und zwischendurch musste Sameer dem Gott Laxmi die Adresse seiner Firma verraten, damit der den Reichtum auch an den richtigen Ort schickt. Es war auf jeden Fall sehr interessant und am Ende haben wir auch alle unseren gesegneten Inderfleck bekommen!

Unser "Zermonienmeister"?

All die wichtigen Zutaten

Und die Zuschauer!
Nach dem Ritual gab es dann ein ordentliches Mittagessen (für umsonst!), bei dem wir uns gut bedient haben. Lecker Butter-Knoblauch-Pfannkuchenbrot ("Butter Garlic Nan") mit allen möglichen Beilagen. Danach war dann "Spiel und Spaß" angesagt, das HR-Department (Ishita, im HR gibt es nur eine Person) hat einige Gesellschaftsspiele organisiert. Dabei sind die Emotionen quasi übergekocht!

NEIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIN (Rizal); Langweilt mich (Greg)
Teresa und ich sind dann nach Hause um uns ein bisschen auszuruhen und wieder normale Kleidung anzuziehen. Natürlich nicht vor ein paar Gruppenbildern!



Und am Abend sind wir dann, wieder auf Kosten der Firma, mit fast allen Mitarbeitern und deren Anhängseln, ins Kino gegangen, um den Film "Krrish 3" anzusehen. Ich habe mir vorher den Trailer angeschaut und hab schon etwas Angst bekommen, dass ich hier eine extrem schlechte Mischung aus Iron- und Superman zu sehen kriege. Der Trailer deutet ganz klar darauf hin und auch ein als Spam ausgeblendeter Kommentar, der von allen indischen Youtubebesuchern extrem niedergemacht wurde, hat das bestätigt:

Krrish > Captain America, Stupidity, als Spam gekennzeichnet: Kritik bekommt den Indern nicht gut!
Der Film war natürlich auf Hindi und es gab auch einige der Bollywoodtypischen Tanz- und Gesangsszenen. Es gab wirklich keine storytechnischen Überraschungen oder Neuheiten in dem Film, aber man muss auch fairerweise sagen: Die gibt es auch in den Hollywood-Superherofilmen nicht. Also alles soweit bekannt, aber nicht komplett kopiert so wie auf Youtube vorgeworfen.
Der Film war zwischendurch etwas... naja unrealistisch und übertrieben. Man brauchte auch kein Hindi zu können um den Film zu verstehen - Aber ich fand es ganz nett. Am Besten haben mir die Straßen im Mumbai gefallen, die in dem Film gezeigt wurden: Keine Ahnung wo die das aufgenommen haben (vermutlich vorm Greenscreen), aber glatt asphaltierte Straßen ohne Rikschas und wenig Verkehr und gehupe gibt es hier definitiv nirgendwo :)

Am Samstag Abend fing dann die Feuerwerkszeit an und wir haben ernsthaft Angst bekommen, draußen rumzulaufen. 5jährige Kinder haben mit übertrieben Feuerwerkskörpern rumgespielt, in kleine Röhren geschmissen und dort hochgehen lassen. Splitterbomben für Anfänger - Aber die Eltern interessierts anscheinend nicht die Bohne. Wir sind dann wieder ins höchste Stockwerk, das ohne Fenster und nicht fertig gebaute, unseres Gebäudes gefahren und haben uns von da das Spektakel mit ein paar Bieren angesehen:


Alles in Allem war Diwali also für uns eine ganz schöne Erfahrung. Mal schauen, wo wir Weihnachten so verbringen können, denn da wird es hier wohl nicht so viel Stimmung geben :)



Sonntag, 3. November 2013

Teresa hat ihren Job!!!

Die Deutsche Schule Bombay hat sich zurückgemeldet und wollen mich als Praktikantin haben!!! Meine Fahrtkosten werden dabei von denen übernommen! Nach den Diwali Ferien, die bis zum 10. November gehen, fange ich dann an. Also am 11. November.

Ich freu mich schon seeeehhhr, nicht nur weil ich dann endlich was zu tun bekomme, sondern auch, weil ich es mega spannend finde wie so eine internationale Schule so aussieht. Die DSB International School ist anscheinend beides, eine Grundschule und eine weiterführende Schule in der es wohl deutsche und englischsprachige Klassen gibt, die aber später alle gemeinsam auf Englisch unterrichtet werden sollen. Wen es interessiert, hier ist einmal die Homepage der Schule, natürlich auch auf Deutsch verfügbar: http://www.dsbindia.com Mir fehlt meine Arbeit an der Diesterwegschule irgendwie, deswegen nehme ich jetzt auch gerne um 6 Uhr früh aufstehen in Kauf. Ist ja nicht für lange, außerdem krieg ich ja auch ein schönes Zertifikat dafür.


Bei Facebook gibt’s schon zwei Diwali Fotos (Diwali ist ein Lichterfest an dem der Sieg des Guten über das Böse gefeiert wird. Und irgendwie Ramas Heimkehr aus dem Exil. Hauptsächlich aber ist hier gute Stimmung, es ist seit Tagen rund um die Uhr Feuerwerk angesagt und alles blinkt und leuchtet wie verrückt. Patrick wird euch morgen oder übermorgen mal einen genauen Bericht mit Fotos geben, wie wir Diwali auf seiner Arbeit gefeiert haben!


Ich möchte an dieser Stelle erwähnen dass ich dem Auftrag meines Großvaters gefolgt bin und mir einen eigenen Sari gekauft habe und ihn sogar ganz allein ohne Hilfe angezogen hab (Waaaarum zur Hölle machen die das so kompliziert….), dank Patricks Downloads von Wie-ziehe-ich-einen-Sari-an-Videos aus dem Internet :-D Immerhin ist das Ding jetzt nicht auf ewig dazu verdammt in meinem Schrank zu hängen, sondern kann wirklich in Deutschland mal vorgeführt werden und ich kann einen Punkt auf meiner Indien To-Do-Liste abhaken: Lernen wie man seinen Sari bindet: Check.


Diese dämlichen bauchfreien Blusen die hier wirklich mindestens jede zweite Frau trägt (übrigens vollkommen unabhängig von der Frage ob sie mit 200 Kilo sowas tragen sollte…) haben Carmem und ich natürlich nirgendswo gefunden. Das sind ganz simple Shirts eigentlich, mit ziemlich weitem Rückenausschnitt, aber da muss es irgendwo ein geheimen Laden geben, wir haben uns wirklich totgesucht und rein gar nix gefunden. Der Stoff passend zum Sari, der extra für so eine Bluse vorgesehen ist, konnte uns der Schneider natürlich nicht in zwei Tagen fertig machen um die Diwali Zeit. Fazit: Ratlosigkeit und Zeitdruck, schließlich braucht man ja dieses bauchfreie Shirt…


Ich habe mich dann an mein Jahr Fashion Design auf der High School in Ohio erinnert und mir dieses dämliche Tshirt selbst genäht. Aus einer Leggings. Fragt gar nicht erst. Es hat kein Mensch bemerkt, dafür habe ich mir an dem Tag geschworen nie wieder per Hand ein Kleidungsstück zu nähen, ich hätte zwischendurch getötet für eine Nähmaschine. Naja, ich hatte ja Zeit am Tag… -.-


Das mit dem unregelmäßigen Posten, und problematischem Bilderhochladen hat sich jetzt hoffentlich bald erledigt, heute haben wir mir einen Internet-stick gekauft bei Vodafone. Ab morgen irgendwann sollte das Ding für drei Monate gehen.


Also freut euch auf schöne Fotos von Patrick
Alles Liebe,
Teresa